Autonome Provinz Trient

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Kleines Land im Herzen der Alpen mit Selbstbewusstsein, Humanität und Nachhaltigkeit

Zum zehnten Mal findet in der Stadt Trient (Trento) Hauptstadt des   autonomen Landes Trentino auf der Südseite der Zentralalpen, das 2006 gegründete „Festival der Wirtschaft“ statt: vom 28. Mai bis zum 2.Juni. Nobelpreisträger und Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Geschichte, Kultur und Unterhaltung aus dem In- und Ausland geben sich ein Stelldichein, behandeln Themen von globaler Tragweite (heuer: „Die soziale Mobilität“) und scharen alljährlich in über hundert Veranstaltungen viele Tausende von interessierten Menschen aller Alters- und sozialen Schichten um sich. An diesen fünf Tagen lebt die Stadt Trient mit ihrem Hinterland im Banne menschlicher Geisteskraft, Ideenreichtums und Völker verbindender Thematiken von regionaler bis globaler Tragweite.


Dynamische Autonomie

Wie kann ein kleines Land (6.206 km2, 540.000 Einwohner) eine solche Initiative und die damit verbundene intellektuelle Spannung über Jahre mit laufender Zunahme des Interesses aufrecht erhalten ? Dass dies der Fall ist, beweist der Erfolg der bisherigen neun Auflagen des Festivals. Was steckt dahinter? Die Trentiner selbst mit ihrem Landeshauptmann (Regierungschef) Ugo Rossi von der Autonomistenpartei (PATT) lassen keine Zweifel aufkommen: Die seit 1948 eingeführte und laufend ausgebaute politische und administrative Autonomie (Selbstverwaltung) hat diesem Land die Grundlage geboten, die eigene Bevölkerung für gemeinsame Ideen und Ziele zu begeistern und aus dem Provinzialismus auszubrechen.

Starke Infrastruktur

 

Die Vitalität des Trentino und seiner Volkswirtschaft ergibt sich aus der Notwendigkeit einer peripheren Region, Investitionen und Kapital anzuziehen, indem bestmögliche Infrastrukturen aufgebaut werden, welche den Wettbewerb mit den großen Ballungszentren aufnehmen können. Diesen Weg ist das Trentino in den letzten Jahrzehnten gezielt gegangen. Mit einem durchschnittlichen Jahreshaushalt von rund 5 Milliarden Euro verfügt das Trentino über ausreichende Mittel, seine Vorhaben durchzuführen. Diese Mittel sind systematisch für die Stärkung der Volkswirtschaft eingesetzt worden und, wie nachfolgende einige Daten belegen, ist diese kleine Region in den Alpen, die zusammen mit dem Land Südtirol und dem österreichischen Bundesland Tirol die „Alpenregion“ (Euregio alpina) als grenz- und staatenübergreifenden freiwilligen Zusammenschluss bildet, zu einer der wohlhabendsten Regionen innerhalb der EU geworden, mit hohem Beschäftigungsgrad und entsprechend niedriger Arbeitslosigkeit, die allerdings infolge der internationalen Wirtschaftskrise der letzten Jahre auf rund 8 Prozent angestiegen ist.  


Dynamische Universität

Eine Kerneinrichtung für die Aufwärtsentwicklung des Trentino stellt die 1962 gegründete Universität Trient mit zehn Departments und fast 20.000 Studenten dar. In den Ursprüngen war sie mit ihrer Soziologie-Fakultät und den dort geborenen Protestbewegungen eine sehr kritische Institution, die aber ihre Kinderkrankheiten überwunden und sich zu einer wissenschaftlichen und Forschungseinrichtung von hohem Niveau entwickelt hat, ohne welche das Wirtschaftsfestival von Trient kaum das heutige internationale Flair erreicht hätte. Die Universität seht viel auf Forschung und kommt damit auch den Intentionen der lokalen politischen Führung entgegen, welche alle Anstrengungen unternimmt, um das Land durch modernste Infrastruktur attraktiv für Investitionen  aus dem Ausland zu machen.

Kapillare Gliederung

Die Volkswirtschaft des Trentino steht auf mehreren Pfeilern: Obst- und Weinwirtschaft, Tourismus, Industrie, Forstwirtschaft, Dienstleistungen. Das Land weist 49.000 Klein- und Mittelbetriebe auf, darunter 12.500 Handwerksbetriebe, 8.000 Weinbauernbetriebe (darunter einige der besten Schaumweine Italiens); 43 Prozent des in Italien verarbeiteten Holzes kommt aus den Trentiner Wäldern (diese bedecken 60 Prozent der Landesfläche), die Obstwirtschaft zählt über 30 Millionen Obstbäume, 1.300 Betriebe im Bereich Viehwirtschaft liefern Milch und Fleisch; 227.000 von den 540.000 Einwohnern sind genossenschaftlich organisiert; 200 alpine Seen, drei Naturparks, 350 (vor allem kleine) Wasserkraftwerke, 16 Biomasse-Kraftwerke, 480 Steinbrüche betonen die Vielfalt dieses Territoriums.

Forschung

Jährlich werden an die 190 Millionen Euro in Forschung investiert, vor allem durch die Universität. An die 2.500 Personen arbeiten in der Forschung, die von zwei großen Stiftungen (Fondazione Bruno Kessler und Fondazione Edmund Mach, letztere besonders im landwirtschaftlichen Bereich) getragen werden. 800 km Glasfaserkabel, 700 access points zum wireless-net, verleihen dem Land einen hohen Grad an Konnektivität. Jeder Haushalt im gesamten Land soll in nächster Zeit den Zugang zu einem superschnellen Datenübertragungsnetz  beanspruchen können. Das, so meinen die öffentlichen Verantwortlichen, bilde, zusammen mit einem fortschrittlichen Schul- und Berufsbildungsprogramm, die bestmöglichen Voraussetzungen, um Betriebe aus den In- und Ausland anzuziehen und damit für die zukünftigen Generationen sichere Arbeitsplätze und für das Land weiteren wirtschaftlichen und sozialen Wohlstand zu erreichen.


Deutsch/Englisch lernen

Beim Wirtschaftsfestival sind Italienisch und Englisch die beiden Hauptsprachen. Von der studentischen Jugend, welche das Festival besucht, wird erwartet, dass sie diese beiden Sprachen problemlos beherrscht, und auf gehobenem Bildungsniveau, aus dem viele der zahlreichen Besucher des Festivals kommen, ist die Kenntnis des Englischen fast schon Selbstverständlichkeit. (So gliedert zum Beispiel die benachbarte 60 km weiter im Norden liegende Freie Universität Bozen ihr Lehrangebot obligatorisch in drei Sprachen – Deutsch, Italienisch, Englisch – ohne deren Kenntnis keine Aufnahme möglich ist).

In Trient wird man nun systematisch nachziehen. Ein umfangreiches Programm für das Erlernen der Sprachen ist von der Trentiner Landesregierung ausgearbeitet worden, welches zu einem „dreisprachigen Trentino“ führen soll. In fünf Jahren (2015-2020) soll dieser mit 36 Millionen Euro ausgestattete Plan voll zum Tragen kommen. Angefangen vom Kindergarten bis hinauf zur Reifeprüfung soll die Jugend in allen drei Sprachen bestmögliche ausgebildet werden. Vorerst stehen 15 Millionen Euro für Auslandsaufenthalte zum Sprachenerlernen zur Verfügung; 21 Millionen Euro werden in die Ausbildung von Sprachlehrern investiert.

Die deutsche Sprache wird dann zusammen mit der englischen dazu führen, dass die wirtschaftliche gleich wie die kulturelle und soziale Kommunikation mit dem deutschen Nachbarn im Norden – Südtirol, Tirol/Österreich, Bayern – zur Selbstverständlichkeit und zum Sprachenreichtum dieses Landes werden.


Festival der Zukunft

Diese kurze Schilderung der Trentiner Realität kann auch das Verständnis dafür wecken, warum und wie dieses kleine Land mit solcher Überzeugung und solchem auch finanziellen Einsatz seine Kräfte bündelt, um mit der modernen Zeit voll und ganz Schritt zu halten. Das Wirtschaftsfestival ist von diesem Geist des Fortschritts, des Humanismus, der Eroberung geistiger und physischer Wege in die kommende Zeit, beseelt. Wer sich die Zeit nimmt, an den fünf Tagen zwischen 28.Mai und 2. Juni dem Festival einen Besuch abzustatten, wird diesen Geist erfühlen und wohl auch Bewunderung für dieses kleine Land empfinden, das mit dem ihm gebotenen Kräften Großes leistet.