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DEUTSCHES AUSBILDUNGSSYSTEM IM LEHRUNGSBEREICH KRITISCH VORGESTELLT

Viele europäische Nachbarn wundern sich, dass in Deutschland die Jugendarbeitslosigkeit relativ niedrig geblieben ist und vermeinen die Ursache dafür im deutschen Ausbildungssystem zu erkennen. Darüber berichtete im Rahmen des Wirtschaftsfestivals von Trient heute die Soziologin  Heike Solga, die an der Freien Universität Berlin lehrt und sich in den letzten Jahren intensiv des Lehrlingssystems ihres Landes angenommen hat. Sie informierte über „Von der Schule zur Arbeit: was am deutschen Modell nicht funktioniert“.

Eigentlich, so das Fazit, funktioniert das deutsche Lehrlingswesen, das zwischen Bund, Ländern und Sozialpartnern gemeinsam geregelt wird, nicht so schlecht, denn es hat sicher auch für einen hohen Beschäftigungsgrad bei den jungen Leuten geführt. In der Norm, so die Frau Professor, tendiert die Jugendarbeitslosigkeit zur Anpassung an die Gesamtarbeitslosigkeit, und da diese in Deutschland niedrig ist, fällt die Arbeitslosigkeit auch bei der Jugend niedrig aus.


Das deutsche Ausbildungssystem im Lehrlingsbereich ist durchaus dual gegliedert, Schule und Praxis gehen Hand in Hand und führen dazu, dass jene 25 Prozent der Unternehmen, welche sich aktiv an der Lehrlingsausbildung beteiligen, nicht nur ihren eigenen Bedarf, sondern auch jenen der übrigen 75 Prozent Unternehmen gut decken können. Immer vorausgesetzt, der „Nachschub“ an ausbildungswilligen Jugendlichen dauert an, was für die Zukunft gar nicht so sicher ist und davon abhängt, welchen Umfang die Immigration in den nächsten Jahren annehmen wird. Tatsache ist, dass immigrierte Jugendliche in den Betrieben, wo sie als Lehrlinge Aufnahme finden, weniger beliebt sind als die einheimischen.
Die Ausbildung ist nach Programmen abgestuft, wobei das allgemeine Schulsystem dazu beiträgt, nach Schultyp bessere oder weniger gute Voraussetzungen für die Lehre zu schaffen. Im oberen Bereich setzt sich, stärker auch in den Mittel- und Oberklassen, die Tendenz zum Abitur und zum anschließenden Hochschulstudium durch, wobei gilt: je besser die Ausbildung, umso sicherer und besser bezahlt der Arbeitsplatz. Der Anteil Jugendlicher, welche vom dualen Ausbildungssystem ausgehend das Hochschulstudium in Angriff nehmen, wächst. Doch, so meinte die Vortragende, müsse durchaus nicht jeder Lehrling an die Hochschule, denn die deutsche Industrie sei weitgehend auf mittlere Berufsausbildung ausgerichtet. Das sei je auch eine ihrer Stärken. Ein Nachteil sei die relative geringe soziale Mobilität, ein Vorteil die frühe Integration in die Welt der Arbeit.
In Italien ist die Ausbildung flexibler, so dass ein Diskussionsteilnehmer meinte, ideal wäre die Ausbildung in Italien und die Arbeit in Deutschland…