Autonome Provinz Trient

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„VOLK DER EICHHÖRNCHEN" BELEBT DIE STADT - GROßE VIELFALT AN BESUCHERN, IDEEN UND THEMEN

Halbzeit des Wirtschaftsfestivals Trient: Der Eindruck, dass das Interesse an dieser Großveranstaltung seitens der Bevölkerung ungebrochen ist, hat sich in den ersten zweieinhalb Tagen bestätigt. Die Stadt gehört dem „Volk der Eichhörnchen“ („popolo degli scoiattoli“), wie die Besucherinnen und Besucher genannt werden, denn sie sammeln fleißig neue Ideen und Erkenntnisse, die von diesem internationalen Event ausgehen und seit zehn Jahren einen „Hauch der großen Welt“, zumindest unter dem wissenschaftlichen und intellektuellen Aspekt, in diese Provinzhauptstadt gebracht haben. Die Zehntausende von Besuchern sind auch unter dem wirtschaftlichen Aspekt ein bedeutsamer Faktor.

Als durchaus treffend erweist sich die Themenwahl „Soziale Mobilität“, hinter der sich eine große Vielfalt von Problematiken ausbreitet, die in mehr als hundert Veranstaltungen, verteilt auf zum Teil außerordentlich ansprechende, gepflegte und technisch gut ausgestattete Säle und Plätze, behandelt werden. Die „soziale Mobilität“ beinhaltet politische, wirtschaftliche, soziale, kulturelle und demographische Aspekte, mit denen sich Fachleute auf den genannten Gebieten auseinandersetzen. Soziale Mobilität ist so zu verstehen, dass die Gesellschaft – lokal, regional, global – den Menschen, besonders der Jugend, die Chancen bietet, sich nach oben zu arbeiten, sozial aufzusteigen – im negativen Sinn auch abzusteigen – von Armut zu Wohlstand zu gelangen, die Gesellschaft zu verändern, zu modernisieren, Zukunft zu gestalten.


Dass die Weltwirtschafts- und Finanzkrise, die Europa und den Globus seit 2008 bedrängt, bei den wissenschaftlichen Überlegungen zur sozialen Mobilität eine Rolle spielt, ist vielfach aufgezeigt worden. Staaten, Regierungen, Banken werden kritisch unter die Lupe genommen. So ist die Unzufriedenheit mit der EU, also mit Europa, bei den Wissenschaftlern und, wie die Aussagen des italienischen Regierungschefs Matteo Renzi und seines französischen Amtkollegen Manuel Vals am Samstag gezeigt haben, auch bei Politikern groß. Europa hatte sich vorgenommen, in den ersten zwei Jahrzehnten des dritten Jahrtausends zur technologischen und wirtschaftlichen Führungsmacht der Welt zu werden. Daraus ist in den ersten fünfzehn Jahren dieser selbst gesetzten Frist nicht nur nichts geworden, sondern die meisten EU-Staaten haben versagt. Die Verschuldung hat enorm zugenommen, desgleichen die Ungleichheit zwischen Arm und Reich, die soziale Immobilität ist gewachsen, die Übermacht der Bankensysteme, die falschen oder unterlassenen Entscheidungen der Regierungen haben Europa, wie ein Experte erklärte, um ein Jahrzehnt zurück geworfen; die Arbeitslosigkeit der Jugend ist enorm hoch, die Berufschancen der neuen Generationen kaum einmal so wenig hoffnungsvoll, und dies, obwohl der technologische Fortschritt alle Chancen und Wege einer nachhaltigen Aufwärtsentwicklung begünstigt hat.
Entsprechend hart ist auch die in Trient zum Ausdruck gekommene Kritik am „Versagen“ eines ganzen Kontinents, mit der globalen Entwicklung, die von China, Indien, aber auch von den USA angeführt wird, Schritt zu halten. Fachleute aus der halben Welt, die in Trient zusammen gekommen sind, darunter Nobelpreisträger, Wirtschaftsprofessoren, Sozialforscher udgl. lassen es an Kritik nicht mangeln und fordern von den Institutionen eine radikale Wende. „Wir haben ein ganzes Jahrzehnt verloren“, erklärte ein Redner; es sei allerhöchste Zeit, dass Europa die Krise hinter sich lasse und seine soziale Mobilität wiederfinde.