Autonome Provinz Trient

Die Großen der Erde wie Barak Obama und Christine Lagarde seien über die Zunahme der Ungleichheit in der menschlichen Gesellschaft besorgt, aber wenn es darauf ankomme zu sagen, wer etwas dagegen tun solle und was dies sein solle, wüssten sie nicht mehr weiter, stellte der englische Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Anthony Atkinson heute beim Wirtschaftsfestival in Trient im Rahmen seines Vortrags zum Thema „Konkrete Vorschläge gegen die Ungleichheit“ fest.

In seinem kürzlich veröffentlichten Buch zu diesem Thema hat Atkinson nicht weniger als sechzehn mögliche Maßnahmen gegen die Ungleichheit aufgezeigt, wobei vor allem die Politik gefragt sei, denn diese müsse in der Anwendung der Maßnahmen vorausgehen, etwa mit der Steuergesetzgebung zum Zwecke einer gerechteren Verteilung der Einkommen, mit verstärken Investitionen im sozialen Bereich, also mit einer Aufwertung des Sozialstaates. Der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit sei unerlässlich, ebenso die Anhebung der niedrigen Löhne und Gehälter, die stärkere Besteuerung des Reichtums, ein heikles Problem.
Die in den letzten Jahrzehnten wiederum gewachsene Ungleichheit, in England wie in den USA und in Italien, sei moralisch falsch, gleich wie der zunehmende Abstand zwischen Reich und Arm, die eng damit verbunden sei. Die Ungleichheit sei mitverantwortlich für die Abnahme der wirtschaftlichen Leistungskraft (performance), und die abnehmende soziale Mobilität (die beim Festival im Mittelpunkt steht) verringere die Chancen jedes einzelnen Bürgers, besonders aber der Jugendlichen, unter denen sich viele talentierte und strebsame Kräfte verbergen, die zu kurz kommen.
Das richtige Maß der Besteuerung zu finden, liege in erster Linie bei den Regierungen; man solle auf die Steuermaßnahmen nach Kriegsende zurück greifen, mit welchen das Wachstum aller systematisch gefördert worden sei. Die öffentliche Finanz müsste ihre Rolle wahrnehmen; sie könne zum Vorteil der gesamten Gemeinschaft gehandhabt werden.
Also: Kampf gegen die Ungleichheit, Überwindung des Ungleichgewichts bei den Einkommen, Einführung eines Mindestlohns, wo dies nicht schon der Fall war, gerechtere Aufteilung der Erträge aus Kapital und Einkommen aus der Arbeit. Atkinson tritt dezidiert für eine stärkere Sozialpolitik in Europa und global ein.