Autonome Provinz Trient

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„AUS DEN FEHLERN DER VERGANGENHEIT LERNEN"

Chef der Banca d'Italia Ignazio Visco rät:

War die weltweite Wirtschaftskrise, die 2008 einsetzte und bis heute andauert, vorhersehbar? Der Gouverneur der italienischen Zentralbank (Banca d’Italia), Ignazio Visco, beantwortete diese Frage heute im Rahmen des Wirtschaftsfestivals Trient eher ausweichend. Wirtschaftsfachleute warnten bereits in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends von einer bevorstehenden Krise, aber offenbar fanden sie keinen Glauben. Und im Nachhinein ist man immer schlauer.

Visco räumte ein, dass im politischen wie im finanziellen Bereich in den letzten Jahrzehnten große Fehler begangen worden sind. Einer dieser Fehler war, dass man versäumt hat, rechtzeitig die nötigen Reglementierungen vorzunehmen, „denn der freie Markt ist nicht imstande, sich selbst zu regulieren. Der freie Markt eignet sich gut zur Förderung des Wachstums, zur Schaffung von Reichtum und Wohlstand, auch zum Austausch von Informationen, aber er muss reguliert werden“, erklärte Visco.

Die Folgen, weil dies nicht geschehen ist, haben wir alle zu spüren bekommen, als die amerikanische Seifenblase von Lehmann und Brothers platzte und die Welt in eine enorme Wirtschafts- und Finanzkrise stürzte, merkte der Gouverneur an. Das italienische Finanzsystem sei zwar etwas besser davon gekommen als jenes anderer Länder, aber auch Italien habe die „deregulation“ schwer zugesetzt. Der Markt brauche Kontrollen, auch das Bankensystem benötige eine konkrete, wenn auch zurückhaltende Aufsicht, meinte Visco.

Trotz allem könne man sagen, dass es global trotz Krise insgesamt wirtschaftlich aufwärts gegangen sei. Die Anzahl  der Armen auf unserem Planeten liege seit 1990 bei rund einer Milliarde, doch wenn man bedenke, dass die Bevölkerung in der Zwischenzeit um mehrere Milliarden zugenommen habe, bedeute dies wohl, dass es einen wirtschaftlichen Aufschwung gegeben habe.

Der Kampf gegen die Inflation müsse laut Visco weitergehen, der Bankensektor und die Finanzmärkte müssten, was seit wenigen Jahren bereits der Fall ist, stärker reglementiert werden. Was er für besonders wichtig erachtete, sei die Hebung des Bildungsstandards. „Heute ist noch immer so, dass sieben Personen auf zehn zwar lesen können, aber nicht verstehen, was sie gelesen haben“, sagte Visco. Das müsse sich ändern.

Zum Abschluss des Festivals diskutierten heute Nachmittag der Nobelpreisträger Paul R. Krugman, der wissenschaftliche Leiter des Festivals, Tito Boeri und der EU-Wirtschaftsexperte Daniel Gros zum Thema „Gibt es wirklich einen Gegensatz zwischen Effizienz und Gleichheit ?“ Es gibt ihn.